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Bericht über Mika Pickan

Vielen in der Sindelfinger Tischtennisabteilung ist Mika Pickan noch als der kleine, blonde Wirbelwind in Erinnerung, der mit unbekümmerter Angriffslust seine Gegner – die oftmals einen Kopf größer waren - vom Tisch fegte. Als Jungspund fuhr Pickan zahlreiche Erfolge auf baden-württembergischer Ebene ein, gehörte zu den besten Nachwuchsspielern im Bezirk und darüber hinaus. Inzwischen ist Mika Pickan aus der Sache rausgewachsen, sieht mit seinen 1,95 Metern den Tisch von einer etwas anderen Perspektive. Nicht viel geändert hat sich jedoch an seiner Freude am Tischtennissport – und am VfL.


Seine ersten Ballwechsel absolvierte Mika Pickan beim heimischen SV Magstadt, damals unter dem Grafenauer Michael Holzhausen. „Dass ich überhaupt Tischtennis spiele, habe ich meinem Vater zu verdanken, der mich ins Training mitnahm, schon als ich sechs Jahre alt war“, erinnert sich der heute 21-jährige. Vater Patrik Schellhaus wechselte nach erfolgreichen sportlichen Jahren in Esslingen und Gablenberg und längerer, beruflich bedingter Tischtennispause zum SV Magstadt. „Parallel spielte ich auch Tennis, aber irgendwann wurde mir das dann zu viel und ich entschied mich für den kleineren Ball“, so Pickan weiter. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat. Genauso wenig wie seinen Wechsel im Jahr 2010 zum VfL Sindelfingen, der irgendwann auf das Talent aufmerksam wurde. Fortan ging es noch steiler bergauf, mit der Nachwuchsmannschaft bis in die Verbandsklasse und im Einzelsport bis zur Teilnahme an überregionalen Ranglistenturnieren und Meisterschaften. Als Mitglied des Landeskaders gewann er das baden-württembergische Top 16-Turnier und wurde drei Mal württembergischer Meister.

Bei den Erwachsenen schnupperte Mika Pickan vor neun Jahren gleich mal Landesliga-Luft. „Die Aufstiege bei den Aktiven gehören definitiv auch zu den Highlights“, sagt Mika Pickan rückblickend, der inzwischen mit der VfL-Ersten in der Verbandsoberliga, der höchsten Spielklasse auf Verbandsebene, agiert. Dort landete das junge Team in der auf eine Einfachrunde reduzierten Saison 2021/2022 auf dem guten sechsten Platz. „Mit dem Abschneiden können wir sicherlich zufrieden sein, aber die letzten beiden Jahre waren doch etwas frustrierend“, meint er und bezieht sich auf die Unwägbarkeiten, die die Corona-Pandemie mit sich brachte. „Man wusste nie so recht, wo man dran war. Erst spielten wir um den Aufstieg mit, dann wurde die Saison abgebrochen, jetzt wurde nur die Hälfte gespielt.“
Trotzdem, und darauf legt Mika Pickan Wert, stimme die Moral in der Mannschaft. „Wir sind eine recht eingeschweißte Truppe, verstehen uns in der Halle und auch außerhalb super.“ Was nicht verwundert, schließlich hat er mit Sven Stolz, Thomas Barth und Carlos Dettling langjährige Weggefährten ähnlichen Alters in seinem Team, mit denen er schon zahlreiche (Wett-)Kämpfe ausgefochten hat. Auch mit der VfL-Nummer eins, dem Serben Ivan Takac, befindet man sich auf einer Wellenlänge. „Wir waren schon ein paar Mal bei Ivan in Belgrad, haben schon viel gemeinsam unternommen.“ Mit Sven Stolz tingelte Mika Pickan einen Monat lang durch Schweden, mit Carlos Dettling ist demnächst ein Roadtrip durch Osteuropa geplant.

Zuletzt haben sich die Prioritäten etwas verlagert, was in der Natur der Sache liegt. Einige Teamkameraden studieren, so wie Sven Stolz in Bingen. Und Mika Pickan geht bei der Polizei auf, hat seine Grundausbildung in der Herrenberger Polizeiakademie absolviert und durchläuft derzeit eine Praktikumszeit. „Danach werde ich in Villingen-Schwenningen ein duales Studium beginnen“, sagt der 21-jährige, „der Beruf macht mir großen Spaß. Mal sehen, wo es mich irgendwann bei der Polizei hin verschlägt.“ Bedingt durch die berufliche Ausrichtung – und nicht zuletzt auch durch Corona – ließ die Trainingsintensität bei den VfL-Cracks zuletzt etwas nach. „Aber wir freuen uns immer, wenn wir uns wieder in der Tischtennishalle sehen“, will Mika Pickan das Ganze nicht missen.

Und wenn dann mal wieder die Saison startet, wird es am Ehrgeiz nicht fehlen. Schon gar nicht bei Mika Pickan. „In gewisser Art ist Mika ein liebenswerter Hitzkopf“, versucht es Abteilungsleiter Carsten Seeger mit einer Umschreibung, „Fakt ist, Mika ist das Sprachrohr der Mannschaft, er hält das Team zusammen. Und ab und zu wird ihm halt die Gelbe Karte vor die Nase gehalten.“ Mika Pickan grinst und will nicht widersprechen: „Ja, manchmal bin ich schon etwas aufgebracht und sauer mit mir selbst, wenn’s mal nicht so läuft. Aber ich bin in den letzten Jahren viel ruhiger an der Platte geworden, ganz so eng sehe ich inzwischen das nicht mehr.“ Besonders wichtig ist ihm dabei aber, dass die Fairness und der Respekt gegenüber dem Kontrahenten nicht auf der Strecke bleiben. „Am Ende wird trotzdem fair gratuliert. Aber es kann schon mal passieren, dass der Schläger nach einer bitteren Fünfsatzniederlage nicht gerade liebevoll den Weg zurück in die Sporttasche findet.“